Freitag, 1. Mai 2015

Monatspraline Mai - Gundermann Praline



Warum Gundermann Praline?

"Jede Pflanze hat ihren Sinn und eine Aufgabe" laut Wolf-Dieter Storl, Ethnobotaniker und Kulturanthrophologe aus dem Allgäu.  

So streifte ich also morgens durch meinen Garten und entdeckte eine kleine, lila blühende Pflanze, den Gundermann. Für manche Menschen ist dies Unkraut und wird gnadenlos vernichtet. 
Dabei sind die zähen, unverwüstlichen Unkräuter oft unsere besten Helfer und Verbündete. Diese kleine unscheinbare Pflanze ist eine anthropochore Pflanze, ein wahrer Menschenfreund. Bei den Kelten und Germanen galt diese Pflanze sogar als heilig.

Angeblich halten sich unter seinen herb-balsamisch riechenden Blättern die mit dem Hof verbundenen Geister und Heinzelmännchen auf.
Auch soll ein Kränzlein geflochten aus Gundermann sensibel und hellsichtig machen. Trägt man es zur Wallpurgisnacht" ihr Hexen nehmt euch in Acht, wird man euch erkennen können"  ;-))

Allerdings haben wir in diesem Pflänzchen tatsächlich eine grosse Heilerin vor uns.
Aufgrund der ätherischen Öle und der Saponine (Seifenstoffe), die das Kraut enthält, wirkt Gundermann schleimlösend bei Husten, Bronchitis und Schnupfen.
Die Bitterstoffe im Gundermann regen die Verdauungssäfte an und stärken das Herz und die Leber.
Sowie die Gerbstoffe. Diese haben die Eigenschaft, verletztes Gewebe zu festigen und zu trocknen.
Das Kraut als Tee zubereitet oder als Salatbeigabe fördert die Bleiausschwemmung aus dem Körper.

Storl sagt: "Der Gundermann wird besonders stark von der sich in ätherischen Ölen verkörperten Himmelswärme ergriffen. Dank dieser Wärme ist er eine der ersten Frühlingspflanzen, die ihre grünen Sprossen emporsenden, wenn die Sonne die Natur aus der Winterstarre erlöst. Daher gehörte er auch immer zu den neun heiligen Kräutern, die im Frühling als Kultspeise einverleibt wurden."



Nachdem ich also ein paar Blättchen und Blüten gezupft und mir einen Tee zubereitet hatte, habe ich überlegt wie man die Wirkstoffe der Pflanze in eine Praline bekommen könnte.


Storl meint, daß die ätherischen Öle schwer wasserlöslich sind. Da sie aber fettlöslich sind kocht man sie in fetter Milch, denn das Milchfett nimmt die edlen Heilstoffe besser auf.

Warum also nicht in Sahne kochen, brauche ich ja eh für die Pralinen. Habe ich sogleich ausprobiert und es hat funktioniert. Herausgekommen ist eine Praline die ganz zart nach Gundermann schmeckt. Nicht so stark wie der Tee, denn dort kommt der Geschmack schon sehr stark durch.




Darf ich vorstellen. Gundermann und Praline
















So, nach dieser hoffentlich nicht zu langen Exkursion in die Ethnobotanik nun zum Pralinenrezept:


100g Sahne
1 Bund frischer Gundermann
170g Vollmichschokolade

35 Vollmilchhohlkugeln
150g Vollmilchküvertüre

Pralinengabel, Spritzbeutel, Alufolie

Sahne und den gewaschenen Gundermann in einem Topf aufkochen. Sahne 1 Min. kochen lassen, den Topf von der Herdplatte ziehen, zugedeckt 10 Min. ziehen lassen.

Inzwischen die Schokolade fein hacken und in eine Schüssel geben. Die Sahne wieder erhitzen, durch ein Sieb dazugießen und rühren, bis sich die Schokolade aufgelöst hat. Die Ganache in einen Spritzbeutel füllen und damit die Hohlkugeln befüllen. Dabei einen 2 mm hohen Rand lassen.
Die temperierte Kuvertüre bereitstellen. Etwas Kuvertüre in den Spritzbeutel füllen und die Kugeln mit einem Tupfer verschließen.
Kurz antrocknen lassen.
Nun die Kugeln mit der Pralinengabel in die temperierte Kuvertüre tauchen und auf Alufolie legen. Eventuell je nach Geschmack mit einer getrockneten Gundermann Blüte verzieren.